
Als Adam und Eva nackt durch das Paradies tobten, war die Welt noch in Ordnung. Es war warm, sie hatten sich lieb, und wenn sie Hunger hatten, gab es genügend Früchte, die sie ernährten. Sie mussten sich nur recken und das reife Obst vom Baum pflücken. Für einige Bäume gab es Sonderregelungen.
Das Paradies ist uns zwar verloren gegangen, aber in Uelzen regt sich eine Gruppe von Menschen, die möchte zumindest dafür sorgen, dass überall in der Stadt reifes Obst und Gemüse zum Verzehr angebaut wird. Uelzen soll zu einer „essbaren Stadt“ gemacht werden. Auf Initiative von Gerard Minnaard von der Woltersburger Mühle haben sich viele Gruppen und Ver-bände auf den Weg gemacht, dies Wirklichkeit werden zu lassen. Unter ihnen ist auch die hoch motivierte evangelische Jugend des Kirchenkreises.
Dies ist zwar nicht die Wiederentdeckung des Paradieses, aber auch weit mehr als eine schicke Idee. Junge und alte Menschen bauen gemeinsam Obst und Gemüse an. Junge lernen von Alten, Alten wird von Jungen unter die Arme gegriffen. Und gemeinsam freuen sie sich auf die Ernte. Vielleicht kann an manchem Ort ein Erntefest gefeiert werden.
Bienen und andere Insekten freuen sich über eine plötzliche Diversität in der Stadt, die vorher nicht da war. Menschen freuen sich über eine bunte Pflanzenwelt, die verlockend duftet und später gut schmeckt. Für alle Sinne ist das ein Fest.
Die Welt wird sich dadurch wahrscheinlich nicht ändern, aber wer die Welt verändern will, muss vor seiner Haustür beginnen. Verändert sich also etwas in Uelzen? Ja, vor unseren Augen und Nasen, aber auch in unseren Herzen wird Uelzen bunter, liebenswürdiger und reicher. Gemeinschaft entsteht, die es vorher nicht gab. Der Zusammenhang zwischen Saat, Ernte und Essen wird uns allen viel bewusster. Das Obst wächst nicht im Supermarkt, sondern auf Bäumen. Und Obst hat auch öfter Stellen oder kann auch einen Wurm beherbergen. „Nobody is perfekt“, nicht einmal ein Apfel. Und wir auch nicht, aber wir dürfen Idealen nacheifern. Wir dürfen uns auf den Weg machen, das Paradies wieder fühlbar zu machen.
Seien Sie herzlich eingeladen Uelzen, die „essbare Stadt“, mit allen Sinnen zu genießen!
Christoph Scharff-Lipinsky
Pastor in St. Petri in Uelzen