
Der Sonntag Palmarum eröffnet die Karwoche, die heilige Woche. Sie führt uns durch die Tage, an denen wir an das Leiden und Sterben von Jesus denken und führt uns hin zum Fest seiner Auferstehung von den Toten.
Eröffnet wird diese Woche mit dem Einzug Jesu in die Stadt Jerusalem. Dort wird Jesus ein festlicher Empfang bereitet. Und Christen aus aller Welt vereinen sich heute in den Gottesdiensten mit denen, die den Herrn Jesus Christus dort einst begrüßt haben.
Vom Einzug Jesu heißt es: „Als die große Menge, die auf das Fest gekommen war, hörte, dass Jesus kommt, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und riefen: ,Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen Gottes!‘“
Nun wachsen bei uns keine Palmen und auch grüne Zweige gibt es zu Anfang des Frühlings nur wenige. Darum hat sich in unseren Breitengraden für einen festlichen Empfang anstelle von Palmenzweigen das Ausbreiten eines roten Teppichs durchgesetzt. Bis heute gibt es keinen Staatsempfang ohne roten Teppich.
Ursprünglich wurde so ein Teppich mit Purpur rot gefärbt, was äußerst teuer war. Eigentlich nur für wertvolle Gewänder bestimmt, war es doch viel zu schade, die Füße auf so einen kostbaren Stoff zu setzen. In der griechischen Sage war darum der rote Teppich den Göttern vorbehalten. Wer empfängt also die Ehre, auf einem roten Teppich zu gehen? Auch wenn heute Stars und Sternchen sich den Fotografen auf rotem Teppich präsentieren und prominente Gäste sich allabendlich auf ein rotes Sofa setzen, ist noch nicht ganz vergessen, dass es höchste Ehre bedeutet, den roten Teppich auszurollen. So wurde kürzlich diskutiert, ob es angemessen ist, für einen problematischen Staatsgast einen roten Teppich auszurollen.
Wenn aber der „König der Könige und Herr aller Herren, der allein Unsterblichkeit hat“ (1.Timotheus 6,15), Jesus Christus, zu uns kommt, dann liegt es an uns, den roten Teppich auszurollen und ihn mit allen Ehren zu empfangen. So ist es geschehen am Sonntag Palmarum, dem Einzug von Jesus in Jerusalem. Und so geschieht es in allen Gottesdiensten der Kirche. Wir rollen den roten Teppich aus für den Sohn des lebendigen Gottes. Für den, der den Weg des Leidens und Sterbens geht, der aber von Gott am dritten Tag auferweckt wurde.
Wir geben Jesus die Ehre: Dem, der da sanftmütig auf einem Esel reitet und der Welt den Frieden bringt, der den Tod überwunden hat und Leben schenkt. Der Sonntag Palmarum stellt uns die Frage, ob wir bereit sind, Jesus zu empfangen? Den roten Teppich auszurollen, unser Bestes ihm zu geben? Nicht nur ein Kleidungsstück hinzugeben, sondern die Lebenshingabe für den König und Herrn des Lebens. Voller Freude ihn zu empfangen, der auch zu uns kommen will: „Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“
Pastor Andreas Eisen, Selbständige Ev.-luth. Kirche (SELK)
Christus-Gemeinde Nettelkamp und Zionsgemeinde Klein Süstedt