
„Himmelfahrt“ - schon das Wort führt leicht zu Missverständnissen. Der frühere Staatschef der Sowjetunion, Leonid Breschnew, war am Himmelfahrtstag beim damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl auf Staatsbesuch. Helmut Kohl soll ihn mit den Worten begrüßt haben: „Herzlich Willkommen, Generalsekretär Leonid Breschnew, am Himmelfahrtstag!“ Dies hat den russischen Dolmetscher, so heißt es, in große Schwierigkeiten gebracht. Der Begriff „Himmelfahrtstag“ war ihm völlig unbekannt, so dass er übersetzt hat: „Herzlich willkommen am Tag der Luftwaffe!“
Himmelfahrt. Auch wir haben unsere Übersetzungsschwierigkeiten mit diesem Wort und mit dem, was da von der Himmelfahrt erzählt wird: „Jesus schied von ihnen und fuhr auf gen Himmel.“ Diese Himmelfahrt ist schwer zu fassen, wie auch der Himmel selbst schwer zu erfassen ist, wenn wir nach oben blicken.
Es gibt viele Gründe in den Himmel zu schauen. Landwirte schauen in den Himmel, um nach dem Wetter Ausschau zu halten. Urlauber blicken zum Horizont, um das Farbenspiel des Sonnenuntergangs zu bewundern. Verliebte zieht er in seinen Bann, wenn sie verträumt zu den Sternen schauen. Und wenn die Sorgen uns gefangen nehmen, blicken wir in die wohltuende Weite oder schicken Stoßgebete nach oben.
Im Himmel haben unserer Fragen, Sehnsüchte und Wünsche ihren Ort. Mit ihnen blicken wir gen Himmel in der Hoffnung, dass dort oben einer, eine oder etwas ist, das mich tief im Innern versteht. Und genau dorthin ist Jesus aufgefahren. So lesen wir es in den uralten Worten der Bibel und so bekennen wir es im Glaubensbekenntnis: „Aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes des allmächtigen Vaters.“
Mit diesen Worten haben Christinnen und Christen seit Jahrhunderten Jesus einen Ort gegeben. Jesus ist in den Himmel aufgefahren. Er ist nicht mehr gebunden an eine bestimmte Stadt, an eine bestimmte Zeit, an ein bestimmtes Volk, an Familie, Freunde und Feinde. Er ist überall zugegen - so wie der Himmel. Er nimmt den Ort ein, wo unsere tiefsten Sehnsüchte und Hoffnungen, wo unsere Ratlosigkeit und Sorgen hinzielen.
Dort wird er für uns zu einem Blickfang, zu einem neuen Ausblick. So wie er es uns versprochen hat: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Dieser Satz steht seitdem über dem Himmel, steht wie ein neuer Regenbogen am Himmel. Ein Hoffnungszeichen für unseren fragenden, suchenden und sehnsuchtsvollen Blick nach oben.
Pastorin Iris Junge, St. Marien Uelzen