„An Tagen wie diesen“


Wort zum Sonntag, 21.05.2023 (6. So. n. Ostern, „Exaudi“)

von Pastor Christoph Siedersleben, Ev.-luth. Kirchengemeinden Lehmke-Wieren und Nettelkamp
Christoph Siedersleben (Foto: Henrik Winkelmann)

Die Toten Hosen bei der Konfirmation – das habe ich am vergangenen Wochenende erlebt. Sie waren zwar nicht persönlich anwesend. Aber eins ihrer Lieder wurde gesungen. Nicht von der Band. Nein. Von der Gemeinde.

Als ich die Kirche zur Konfirmation meines Patenkindes betrat, da bekam ich ein Programm in die Hand. Es war noch reichlich Zeit bis zum Gottesdienst. Wir waren früh da, um einen guten Platz zu haben. Und weil es noch viel Zeit gab, habe ich mich mit dem Programm beschäftigt. War gespannt auf den Ablauf und die Lieder. Mal schauen, wie es der Kollege und die Kollegin machen.

Und dann stellte ich fest, dass fast nur Lieder im Programm standen, die mir unbekannt waren. Und eben „An Tagen wie diesen“ von den Toten Hosen. Zwar bekannt. Aber „Die Hosen“ bei der Konfirmation? Geht das?

Während ich noch meinen Gedanken nachhing, kamen der Pastor und die Pastorin in die Kirche. Er hängte sich ein E-Gitarre um. Sie setzte sich ans Schlagzeug. Und dann legte die Band los. Übte mit der Gemeinde die noch unbekannten Lieder. Ich muss gestehen: Es ging richtig ab. Mit fetzigen Soli. Schnellen Rhythmen und lautem Beat. Im Nu war die schon anwesende Festgemeinde in Schwung – und sang kräftig mit. Und überall, wo man hinschaute, war ein Lächeln auf den Lippen zu sehen. Freude und Begeisterung. – Als der Kollege und die Kollegin die Kirche verließen, um mit den Konfis feierlich in die Kirche einzuziehen, da wurden sie mit einem warmen Applaus verabschiedet.

Der Gottesdienst war dann wirklich jugendgemäß. Ganz was für die Konfis. Aber eben auch was für die schon älteren Semester - wie mich. Ich fands richtig gut.

Neben feierlichen Momenten wie der Einsegnung der Konfis, gab’s beschwingte Lieder und viel Applaus für die Band, die uns alle immer wieder begeisterte. Und vor dem Segen gab’s dann „Die Hosen“: „An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit.“ Die Gemeinde sang kräftig mit – und die Konfis natürlich auch.

Als ich dann aus der Kirche ging, fiel mir der Bibelvers ein: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“ Manchmal tut es ganz gut, diesen Vers zu beherzigen – und als Kirche alte Traditionen zurückzulassen und ganz Neues zu wagen. Jesus hätte die Lebensnähe gewiss gefallen. 

Pastor Christoph Siedersleben,
Ev.-luth. Kirchengemeinden 
Lehmke-Wieren und Nettelkamp