
Die Ferien sind vorbei. Jetzt geht sie wieder los, die Schule - für die ganz Kleinen heute das erste Mal. An fünf Tagen in der Woche sollen die Kinder lernen, was wir für das Leben für wichtig halten.
Wenn ich an meine Schulzeit denke, fallen mir sofort viele schöne Erlebnisse ein. Das ist Schule nämlich auch: Leben in einer Gemeinschaft mit vielen Gleichaltrigen. Auf dem letzten Abi-Treffen nach 40 Jahren sprudelten bei uns „Alten“ die Erinnerungen an viele fröhliche Situationen hervor.
Aber beim Stichwort „Schule“ denke ich auch an die Noten. In der Schule werden die Kinder und Jugendlichen permanent nach ihren Leistungen beurteilt. Zensuren für ihre Arbeiten sind ihre ständigen Begleiter. Sind die Noten gut, freuen sie sich, fühlen sie sich gut und bestätigt. Sind die Noten aber schlecht, schämen sie sich und fühlen sich als Versager*in. „Wie sage ich das meinen Eltern?“ Die Guten werden gemobbt und als Streber verhöhnt. Die Schlechten werden belächelt und als Sitzenbleiber gehänselt.
Und diese Bedeutung der Leistung bleibt bestehen, auch wenn die Schule geschafft ist. Wir wollen alle erfolgreich sein, gute Noten bekommen, die uns im Leben voranbringen. Die Schulnoten von damals haben sich etwas „verkleidet“: als Bankkonto, als Haus, als Auto.
Wer von uns ist wirklich frei davon, sich mit anderen zu vergleichen? Über weniger Erfolgreiche wird die Nase gerümpft. Auf Reiche wird neidisch geschielt. Das war schon in der Bibel bei Kain und Abel nicht anders. Der arme Ackerbauer Kain erschlug aus Missgunst seinen Bruder, den reichen Viehnomaden Abel.
Es ist Jesus, der in seiner Botschaft dieses Leistungssystem durchbricht. Oben und unten, gut und schlecht sind nicht seine Kategorien. „Du bist angenommen!“, sagt Gott im Evangelium, „unabhängig von deinen Leistungen. Du bist geliebt, auch wenn nicht alles gelungen ist, was du dir vorgenommen hast. Du bist wunderbar, weil du mein geliebtes Kind bist.“
Ich wünsche unseren großen und kleinen Schulkindern diese Erfahrung der unbedingten Annahme. In ihren Familien, Freundeskreisen und überall dort, wo Gottes guter Geist lebendig ist. Wenn möglich, auch in der Schule.
Denn die Liebe ist es, die uns im Leben stark und fröhlich macht. Darum müssen wir uns nicht mit anderen vergleichen.
Pastor Christoph Scharff-Lipinsky,
Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Petri Uelzen