
„Da habe ich doch in meiner Arbeit für den lieben Gott Gott selbst vergessen“!
Dieser Satz, den ich im Jahr 1979, zu Beginn meiner Tätigkeit im Kirchlichen Dienst von dem Berliner Pastor Spitzer gehört habe, hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Wie kann man Gott vergessen? So habe ich damals gedacht, doch heute weiß ich, das geht schneller als einem lieb ist.
Vor zwei Wochen war ich mit 25 Pfadfindern zehn Tage auf einem großen Segelschiff unterwegs. Arbeitsurlaub. Vormittags 3½ Std. Seminar (Jugendleiterschulung), danach Segeln und abschalten.
Während ich so auf dem Deck saß und über mich, meine Arbeit und unsere Kirchgemeinde nachdachte, fiel mir dieser Satz wieder ein. Erst wollte ich mich vor mir selbst rechtfertigen: Natürlich habe ich Gott nicht vergessen ... Dann aber zeigte mir Gott eine konkrete Situation aus meinem Leben. Vor einigen Monaten habe ich einen sehr wertvollen Gegenstand verloren. Irgendwo liegengelassen, vergessen. Unzählige Telefonate, viele schmerzhafte Stunden des Nachdenkens – nichts!
Dort an Deck, Wind in den Segeln und im Haar, fragte mich Gott: „Und ich, was durfte ich zu deiner Suche beitragen?“ - Mir war klar, wenn ich den Psalm 55 ernstnehme (alle eure Sorgen werfet auf Ihn, denn er kümmert sich um euch), dann habe ich, mal wieder, Gott vergessen.
Ja, auch als Pastor darf man sich bei Gott entschuldigen. Mir war klar geworden, nicht mein Fleiß, meine guten Werke oder sonstige Aktivitäten bringen mich in die Nähe Gottes. Ich muss mir immer wieder Zeit mit Ihm reservieren, das Gespräch suchen und eine intensive, ja fast möchte ich sagen, intime Beziehung zu ihm aufbauen.
Jesus sagt uns im Vaterunser, dass Gott unser Papa sein will und es auch ist. In Matthäus 7 lesen wir: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.“
Gott möchte sich von uns finden lassen. Er möchte in unserem ganz normalen Alltag eingebunden werden. Er möchte sich um uns sorgen. Mir tut dieser Gedanke gut, er entspannt mich.
Übrigens: einen Tag nach meinem Urlaub bekam ich einen Impuls, ein Telefonat, und jetzt habe ich das Verlorene wieder. Danke, Papa Gott!
Gerhard Wagner,
Pastor der Freien Christengemeinde Kraftstrom, Uelzen