Geschenkte Zeit


Wort zum Sonntag, 24.09.2023 (16. So. n. Trinitatis)

von Pastorin Friederike Holtz, Ev.-luth. Kirchengemeinde Wriedel
Friederike Holtz (Foto: Holger Holtz)

Die Science-Fiction von Star Trek lässt die Zuschauerinnen und Zuschauer immer wieder in unbekannte Welten eintauchen. So auch in dem Film mit dem Titel „Der Aufstand“. Captain Picard und seine Leute kommen auf den Planeten der Son’a. Durch seine besondere Beschaffenheit altern die Bewohner, die dort leben sehr, sehr langsam. Sie haben viele Hunderte Jahre vor sich, in denen sie in aller Ruhe ihr Leben verbringen. So können sie schon mal Jahrzehnte für eine einzige Handarbeit aufwenden. Ihr Planet verschafft ihnen Zeit, eine Ressource, die natürlich Begehrlichkeiten von anderen weckt. Auch die Crew der Enterprise fühlt den Reiz (fast) ewiger Jugend, nachdem sie den Planeten betreten hat.

Vielleicht denken Sie nun auch: Ach, das wäre schön. Wenn die Lebenszeit nicht so schnell verfliegen würde. Wenn die biologische Uhr langsamer ticken würde. Wenn die Vergänglichkeit des Lebens nicht so bedrohlich nahe wäre.

Was würden wir tun mit so viel Zeit? Dann könnten wir bei unseren Hobbys vollkommen die Zeit vergessen. Dann wären wir ganz entspannt, wenn der Trecker mit dem Kartoffelanhänger vor unserem Auto herzuckelt. Dann würden wir bei einer Tasse Kaffee eine halbe Stunde nur auf die Sonnenblumen im Garten schauen. Dann würden wir neben all den Pflichten von Arbeit, Familie und Haushalt auch das tun, was uns wirklich wichtig ist. Dann würden wir endlich viel mehr Zeit mit den Menschen verbringen, die wir lieben. Dann …

Im Grunde hindert uns niemand daran, all diese Dinge jetzt auch schon zu tun. Wenn wir uns nicht hetzen lassen von der Begrenztheit der Ressource Zeit. Wenn wir darauf hoffen können, dass die Zeit nicht nur durch unsere eigenen Hände rinnt, sondern in weitaus größeren Händen steht. Ja, wenn das Ende unserer Zeit nicht einmal das Ende wäre.

In der Bibel lesen wir: Jesus hat dem Tod die Macht genommen und das Leben und unvergängliches Sein ans Licht gebracht durch die frohe Botschaft des Evangeliums. (2. Timotheus 1,10)

Diese gute Nachricht verlängert nicht unbedingt unsere Lebenszeit und verspricht auch keine ewige Jugend. Aber sie macht die Grenzen der Zeit durchlässig für die Quelle des Lebens, die niemals versiegt. Wer diese Quelle gefunden hat, für den ist Zeit ein Geschenk und kein Besitz mehr, der verloren oder geraubt wird, nicht einmal durch den Tod.

Pastorin Friederike Holtz
Ev.-luth. Kirchengemeinde Wriedel