Erntedank


Wort zum Sonntag, 01.10.2023 (17. So. n. Trinitatis, Erntedank)

von Pastorin Carolin Luck, Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Bevensen-Medingen
Carolin Luck (Foto: privat)

Am Sonntag ist Erntedank! Ich denke beim Wort „Ernte-Dank“ nicht nur an Äpfel, Birnen und Kartoffeln. Denn jenseits des Essbaren gibt es ja noch viele andere Dinge, für die ich dankbar sein kann. Im Alltag fällt mir das Gute meistens gar nicht auf. Ich nehme manches als selbstverständlich hin, ohne weiter darüber nachzudenken. Zwei Situationen fallen mir dazu ein: 

(1) Mein Mann hatte eingekauft und in der Küche standen noch ein paar Einkaufstaschen herum. Zuerst dachte ich, wie nervig, die müssen ja noch ausgeräumt werden. Dabei habe ich gerade ja gar keine Zeit dafür.
(2) Nach der Geburt unseres Kindes war es für uns als Eltern natürlich auch mal anstrengend. Das Baby stillen, füttern, Windeln wechseln, herumtragen, nachts aufstehen … Und später kommen verschiedenste neue Herausforderungen hinzu, im Zusammenleben mit älter werdenden Kindern.

Viele Dinge erscheinen mir völlig normal. Zu normal. Nicht der Rede wert. Aber manchmal verändert etwas meine Perspektive. Ab und zu schaffe ich es genauer hinzusehen: Beim hastigen Ausräumen der Einkäufe merke ich plötzlich, wie gut, dass wir überhaupt Einkaufen gehen können! Es sind zum einen genügend Nahrungsmittel da, und wir haben zum anderen auch genug Geld, um sie zu kaufen.

Und nach der Geburt, in den Tagen in der Klinik kommt mir in den Sinn, wie gut, dass ich mir als Schwangere keine Gedanken darüber machen musste, ob ich Schwangerschaft und Geburt gut überstehen werde. Als Mutter bei der Geburt zu versterben, das muss man in Deutschland in aller Regel nicht befürchten. Und wenn die Kinder dann später manche Krankheiten durchmachen, ist das zwar anstrengend, aber zum Glück haben wir Zugang zu Ärzten und zur modernen Medizin. Mir haben diese Gedanken schon geholfen, manche anstrengende Phase mit meinen Kindern ein bisschen gelassener und fröhlicher zu durchleben. 

Es liegt an mir und an dir, das Gute zu erkennen. Das, was einem einfach so geschenkt wurde. Das eigene Leben mal von außen anzuschauen und danach zu suchen, was es alles gibt, für das man dankbar sein kann. Die Erntedankzeit ist eine gute Gelegenheit dafür. Und wenn sich das Gefühl der Dankbarkeit nicht sofort einstellt, hilft es ja vielleicht, ein kleines Gebet, einen kleinen Gedanken zum Himmel zu schicken und zu sagen: „Danke - für alles Gute, das ich habe. Ich möchte die Dankbarkeit in meinem Herzen fühlen. Hilf mir dabei, Gott! Amen.“

Carolin Luck,
Pastorin in Bad Bevensen und Medingen