... und ich wusste es nicht


Wort zum Sonntag, 01.09.2024 (14. So. n. Trinitatis)

von Pastor Ulrich Hillmer, Johannis-und-Georgs-Kirchengemeinde Uelzen
Pastor Ulrich Hillmer (Foto: privat)

Jakob legt sich einen Stein als Kopfkissen zurecht. Ganz schön unbequem für die Nacht, denkt er sich. Schöner Mist! Aber was hat er auch erwartet, nachdem er seinen Bruder Esau um den Erstgeburtssegen betrogen hatte und dann Hals über Kopf weggelaufen war?

Doch in dieser Nacht würde sich etwas Wundersames ereignen: Im Traum öffnet sich ihm der Himmel, Engel steigen auf einer Leiter zu ihm herab, Gott spricht zu ihm und segnet ihn. Am nächsten Morgen baut er Gott aus dem Stein ein Denkmal und spricht folgende Worte: „Fürwahr, der Herr ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht.“ (1. Mose 28,16 - aus der Lesung dieses Sonntags)

Es gibt solche Orte, die für uns zu Segensorten werden. Das sind nicht nur Kirchen oder Tempel - jeder Ort kann zu einem solchen besonderen Ort werden. Und tatsächlich geschieht dies häufig in Momenten, in denen wir es am wenigsten erwarten. Wenn ich müde in den Tag gehe, mich selber klein und unbedeutend fühle. Gerade dann ereignen sich manchmal besonders prägende Begegnungen, Gespräche oder innere Erleuchtungen. Ich glaube jedenfalls, dass nicht nur die guten Zeiten ihren Sinn haben, sondern auch die nicht so guten Zeiten. Häufig sind genau sie es, die uns reifer machen und neue Perspektiven auf das Leben eröffnen. 

Pastor Ulrich Hillmer,
Ev.-luth. Johannis-und-Georgs-Kirchengemeinde Uelzen,
Seelsorger am Helios-Klinikum Uelzen