Die Neuausrichtung und Fusion der Kirchenämter und Kirchenkreise Lüchow-Dannenberg, Lüneburg und Uelzen war das zentrale Thema eines Veranstaltungstages am 21. August. Im Feuerwehrhaus Bienenbüttel kamen am Nachmittag rund 80 Mitarbeitende aus den Ämtern zusammen, bevor sich am frühen Abend die Mitglieder der Leitungsgremien dort versammelten.
„Schön, dass Sie da sind. Wir wollen Dinge gut im Blick haben, einen Anstoß geben für eine gemeinsame Zukunft“, begrüßte Christian Stasch, der leitende Superintendent des Kirchenkreises Lüneburg, die Mitarbeitenden. Einander wahrnehmen, Fragen stellen können und Klärungen – das war das Ziel des ersten Zusammenkommens.
Neben den Superintendenten, der Pröpstin und dem Propst sowie den Amtsleitenden und deren Stellvertretenden gaben aus dem Landeskirchenamt Präsident Dr. Jens Lehmann, Prof. Dr. Christoph Goos und Martina Behne einen Einblick in den derzeitigen Planungsstand.
Die Herausforderungen annehmen
Auch wenn es eine Kick-off-Veranstaltungen war: „Der Zug ist schon angefahren“, machte Christian Stasch deutlich. Dr. Jens Lehmann nannte die Zahlen: Die Kirchenmitgliedschaften sinken und in zehn Jahren werde es 30 % weniger Kirchensteuereinnahmen geben: „Das ist leider ein realistischer Wert. Die Antworten darauf suchen wir an verschiedenen Stellen.“ Der Präsident des Landeskirchenamtes verwies auf den Zukunftsprozess der evangelischen Landeskirche, das Setzen von Schwerpunkten kirchlicher Arbeit wie Anfänge im Glauben. „Wir müssen die Herausforderungen annehmen, damit wir in Zukunft gut aufgestellt sind. Neben den Aufgaben geht es um das Wie.“ Konkret nannte Dr. Jens Lehmann die Konzentration von Verwaltung: „Die notwendigen Expertise muss nicht in jeder Einheit vorhanden sein. Verwaltungskonzentration wird auch auf Landeskirchlicher Ebene stattfinden. Zuständigkeitsräume müssen zwangsläufig größer werden.“ Statt derzeit drei müsse es ein einziges Amt in einem größeren Kirchenkreis geben, Verwaltung müsse geräuschlos im Hintergrund funktionieren und vor allem die Digitalisierung vorangebracht werden. Vereinheitlichung der IT und Softwarelösungen seien die wichtigsten Aufgaben.
Der Prozess ist angelaufen
„Kirche muss ein verlässlicher und sicherer Arbeitgeber sein“, macht Dr. Jens Lehmann deutlich. Die Ruhestandswelle und Fachkräftemangel stünden vor der Tür. „Dafür müssen wir jetzt die Weichen stellen. Ich bitte Sie, das positiv zu sehen. Gemeinsam mit Ihren Ideen werden wir die kirchliche Region Nordostniedersachsen sicher gut aufstellen können“, so sein Appell.
Prof. Dr. Christoph Goos, der bereits Fusionen begleitet hat, teilte seine Erfahrungen: „Wir haben alle Freiheit, aber auch alle Verantwortung, uns so aufzustellen, dass möglichst wenig Energie für die Strukturen draufgeht und möglichst viel Energie darein fließt, das Evangelium auf die Straße zu bringen. Meine Erfahrungen: Planen Sie eher zu groß als zu klein. Die Gefahr in kleinen Kirchenämtern besteht, dass man schnell an seine Grenzen kommt.“
Claudia Dibbern, Leiterin des Kirchenamtes Lüneburg, sagte, sie sei sehr froh, dass sie die Organisation offen denken können und dass in dem Prozess auch im Blick behalten werden müsse, was für die Kunden gut sei. „Unsere Aufgabe ist, das Amt so aufzustellen, dass es zukunftsfähig und – wie man so schön sagt – anpassungsfähig ist. Wie das aussieht, können wir noch nicht sagen.“ Ihr Appell an die Mitarbeitenden: „Wir können die Ämterfusion nur durchführen, wenn Sie alle mitmachen.“ - „Wir wollen uns gegenseitig unterstützen“, betonte auch der Uelzener Amtsleiter Carsten Smolla und brachte einen weiteren Aspekt ein: „Die Reduzierung der Arbeit wird davon abhängen, wie kirchliches Recht vereinfacht wird. Pauschallösungen werden nötig.“
Gut strukturiert
Christian Cordes verwies auf zwei wesentliche Prozesse in den nächsten Jahren: den Verwaltungsprozess vereinheitlichen – 2029 sollte die Planung fertig sein – und aus drei Kirchenkreisen einen machen. Verbunden damit ist die Frage, wie viele Körperschaften der neue großen Kirchenkreis haben wird – sprich: die Zahl und Gestalt der Gemeinden und Einrichtungen. „Es müssen sorgfältig Informationen gesammelt werden“, so Cordes. Noch fehlt in manchen Bereichen die Übersicht. Für dezentrales Arbeiten fehlen noch Voraussetzungen. „Wir brauchen mehr Klarheit über Stärken und Schwächen und Chancen und Risiken.“
Anmerkungen und Fragen werden mitgenommen in den weiteren Prozess.
Die Mitarbeitenden hatten viele Fragen an dem Nachmittag. Sie wurden gesammelt und zum Teil – soweit momentan möglich – beantwortet. „Alle Fragen sind wichtig und werden bearbeitet. Uns ist bewusst, dass – in Kirche gerade – solche Prozesse mit den Menschen, die sie gestalten, stehen und fallen“, betonte Christian Cordes.
Bernd Jäschke, MAV Uelzen, brachte ein Anliegen vieler Mitarbeitenden ein: nicht pendeln zu müssen. Mobiles Arbeiten sollte von Anfang an mit bedacht werden. Auch die Frage, wann die MAV wo eingebunden werde, stand im Raum.
Die meistgenannte Frage war die Standortfrage des Amtes, danach kamen Personalfragen. Wie ist der Zeitplan? Wie transparent wird der Prozess sein? Werden Abteilungen ausgelagert? Wie wird die künftige Struktur und Aufgabenverteilung in den Abteilungen sein? Sind Vergütungen für alle Ämter einheitlich? Werden Stundenanteile zum Nachteil gekürzt? Was ist mit Abteilungen, die nicht alle Ämter haben? Wie ist die Homeoffice-Regelung und -Ausstattung gedacht? Wird auf Verlässlichkeit von Zusagen im gesamten Prozess Wert gelegt? Geht man auf Stellenwünsche der Mitarbeitenden ein oder wird man einfach woanders hin versetzt? Was ist mit der Identität des Kirchenkreises, geht sie verloren? Welchen Schutz gibt es vor Überlastung von Mitarbeitenden? Werden Stellen jetzt nicht neu besetzt?
Keine Sorgen um Arbeitsplätze
Claudia Dibbern verdeutlichte: „Der Haushaltsplan 25/26 steht, an Kürzungen ist derzeit nicht gedacht. Es geht aktuell nicht um Stellenabbau.“ Zu klären sei in jedem Fall, welche Aufgaben die Ämter erfüllen sollen, Wahl- und Pflichtaufgaben und die Finanzierung dieser Arbeiten. Carsten Smolla ergänzte zur Rechtslage einer Fusion: „Wenn eine neue Körperschaft gegründet wird, dann gibt es einen Betriebsübergang und ein Jahr keine Kündigung.“
„Füreinander denken“ war ein Wunsch, den Stephan Wichert-von Holten eingab. Was Orte und Gebäude betrifft, müsse man auch darauf achten, dass die Arbeitsfähigkeit für die Mitarbeitenden gewährleistet sei.
Die Uelzener Pröpstin Wiebke Vielhauer betonte, es werde in dem Prozess gut sortiert werden müssen: Was gehöre auf die Ebene der Region, was auf die lokale Ebene, „wo sind wir stärker, wenn wir Dinge gleich zusammenfassen und wo, wenn es individueller gestaltet wird?“ Dabei müsse die kleine Einheit ebenso beachtet werden, wie das Große gemeinsam gedacht, wenn man mit vereinten Kräften besser vorankäme.
Christian Cordes sagte Unterstützung zu für die Klärung von Entwicklungsmöglichkeiten der Mitarbeitenden.
„Der Irrtum ist, dass man nicht über etwas redet“, fand Stephan Wichert-von Holten. Probleme sollten offen angesprochen werden, das wünsche sich die Steuerungsgruppe.
„Vertrauen ist der Hauptschlüssel, damit es gut wird. Manches wird sich lösen und manches eine harte Nuss bleiben – ich würd mich freuen, wenn wir zusammen unterwegs bleiben“, betonte Christian Stasch bei seinen abschließenden Worten an diesem Nachmittag.
Weitere Informationen
Eine Übersicht der Fragen wird den Eingeladenen zugeschickt. Eine Webseite ist in Planung und wird über den weiteren Prozess informieren, Fragen und Antworten aufnehmen.
Wer leitet den Fusionsprozess?
Die Steuerungsgruppe hat die Prozessteuerung in der Hand, sortiert, stößt an und sorgt für Transparenz. „Wir können vertrauensvoll streiten und arbeiten“, so Christian Cordes, der der Sprecher der Gruppe ist.
Die Gruppe trifft sich alle 4 bis 6 Wochen. Zu ihr gehören zunächst Pröpstin Wiebke Vielhauer (Kirchenkreis Uelzen), Ltd. Superintendent Christian Stasch (Kirchenkreis Lüneburg), Superintendent Christian Cordes (Kirchenkreis Lüneburg), Propst Stephan Wichert-von Holten (Kirchenkreis Lüchow-Dannenberg), Carsten Smolla (Leiter Kirchenamt Uelzen), Claudia Dibbern (Leiterin Kirchenamt Lüneburg), Diana Behr (Leiterin Kirchenamt Lüchow-Dannenberg).
Die Strukturierung des Fusionsprozesses wird begleitet von der unabhängigen Organisationsberaterin Beate Wegmann. Der Fusionsprozess soll durch die Landeskirche unterstützt werden.
- Kontakt
Bei Fragen und Anmerkungen wenden Sie sich gern an die Steuerungsgruppe: kkfusion.sprengel-lg@evlka.de