Warum?


Wort zum Karfreitag, 29.03.2024

von Pastor Andreas Eisen (SELK)
P. Andreas Eisen (SELK), Foto: privat

Warum? - Diese Frage stellen sich Menschen in ihrer Ratlosigkeit immer wieder. Wenn das eigene Lebensfundament ins Wanken gerät, dann ist diese Frage wie eine offene Wunde. Zu dem, was an Leid, Krankheit oder Not schwer belastet und drückt, kommen Fragen hinzu, die aus dem tiefsten Inneren aufsteigen: Warum muss mir dies geschehen? Warum kann mir keiner helfen? Warum bin ich allein und verlassen? Trauernde, Schwerkranke, Leidende schreien ihr Warum uns entgegen. Über mancher Traueranzeige steht mit dickem Fragezeichen ein Warum?

Am Karfreitag hören wir diese Frage auch aus dem Mund von Jesus. Im Bericht von seinem Sterben und Tod im Matthäusevangelium heißt es: „Und Jesus schrie laut: ,Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?‘“

In der Stunde seines Todes ist er von allen verlassen. Das Volk hat sich von ihm abgewandt. Seine Jünger sind geflohen. Allein hängt er am Kreuz vor den Toren der Stadt. Umgeben ist er nur vom Spott der Spötter. Die sagen: „Wenn du Gottes Sohn bist, steig doch vom Kreuz.“ Und: „Er hat anderen geholfen, nun helfe er sich selbst.“ Er, der die Menschen lehrte, Gott als Vater anzurufen, schreit seinem Vater im Himmel entgegen: „Warum hast du mich verlassen?“

Konnte bis hierher noch sein Trost sein, mit Psalm 23 zu beten: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du, Gott, bist bei mir!“, so ist nun auf sein Rufen nur Gottes Schweigen zu hören. Und eine Finsternis kam über das ganze Land. Gott ist von Gott verlassen. Wer kann das erfassen?

Drei Tage bleibt die Frage nach dem Warum über dem am Kreuz Gestorbenen stehen. Am dritten Tag aber hat Gott ihn von den Toten auferweckt. Das Warum Jesu erhält von Gott eine Antwort: Warum? „… auf dass wir Frieden hätten“, so sagt es der Prophet Jesaja. „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten.“

Freiwillig ging er den Weg des Leidens. Der ohne Schuld war, ließ sich den Übeltätern gleichrechnen. Der Gerechte wollte den Vielen Gerechtigkeit schaffen, indem er ihre Sünde auf sich nahm. Er tritt an unsere Stelle. Denn Gott will den Leidenden nahe sein. Jesus ist gekommen, Verlorene zu suchen, Verirrte zurückzuführen, Leidende zu trösten und Einsamen nahe zu sein. Darum gibt er sein Leben, um Schuld zu sühnen und Gott und Mensch zu versöhnen.

In seiner Lebenshingabe leuchtet daher die Liebe Gottes auf. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gegeben hat, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,16)

Aus Liebe zu uns gab er sein Leben. Damit nun alle durch ihn das Leben haben. Der Karfreitag ist die große Friedensbotschaft für die Welt. Um Christi willen wird allen Menschen zugerufen: Lasst euch versöhnen mit Gott!

Pastor Andreas Eisen,
Christus-Gemeinde Nettelkamp und
Zionsgemeinde Klein Süstedt (Selbständige Ev.-Lutherische Kirche)