Die „Lady mit der Lampe“


Wort zum Sonntag, 12.05.2024 (6. So. n. Ostern)

von Pastorin Astrid Neubauer, Seelsorge im Alter im Ev. Kirchenkreis Uelzen
Pastorin Astrid Neubauer (Foto: privat)

„Pflege ihn, und wenn es mehr kostet, will ich es dir bezahlen.“ Dieser Satz gehört zum Gleichnis vom barmherzigen Samariter im Lukas-Evangelium. Jesus erzählt es, um den Sinn des Doppelgebots der Liebe zu verdeutlichen. Wer ist denn mein Nächster, den ich lieben soll wie mich selber? So lautet die Frage, auf die das Gleichnis antwortet: Wer immer deine Hilfe benötigt! Der barmherzige Samariter geht nicht vorüber, als er einen Verletzten auf dem Weg liegen sieht. Er leistet ihm Erste Hilfe, bringt ihn in die nächste Herberge und bezahlt die Menschen dort, damit sie ihn gut pflegen.

Am 12. Mai ist der Internationale Tag der Pflege. Selten hat er so viel Aufmerksamkeit gefunden wie vor 4 Jahren zu Beginn der Coronapandemie. Sie hat uns allen die Augen geöffnet für den unverzichtbaren Dienst, den Menschen in den Krankenhäusern und in den Senioren- und Pflegeheimen jeden Tag tun. Mit öffentlichem Applaus wurden sie alle damals bedacht und erstmals ausdrücklich als „systemrelevante“ Berufsgruppe anerkannt. Erst wenige Wochen zuvor war auf eine neue, moderne Ausbildung zur Pflegefachkraft umgestellt worden, die Kranken-, Kinder- und Altenpflege seither in einer gemeinsamen Ausbildung zusammenführt. Und inzwischen gilt endlich auch die Tarifpflicht für alle Pflegeberufe, auch in den Ambulanten Diensten und den Altenheimen.

Aber wer soll das bezahlen? So lautet die aktuelle Frage zur Pflegeversicherung, die 30 Jahre nach ihrer Einführung ganz offensichtlich an ihre Leistungsgrenze gekommen ist. Nach einer Prognose des Kölner Instituts der Deutschen Wirtschaft wird sich der Bedarf an Pflegekräften schon in den nächsten 10 Jahren um ein Drittel erhöhen. Ob junge Menschen diesen Berufsweg einschlagen wollen, wird sich nicht nur am Gehalt entscheiden. Ein Kriterium wird sein, ob es genug Fachkräfte gibt, um in einem verlässlichen Team kranke, gebrechliche oder sterbende Menschen in Würde begleiten zu können. Unser aller Beitrag ist notwendig, damit die Kranken- und Pflegeversicherungen die notwendige finanzielle Ausstattung haben, um unsere Eltern oder unsere Kinder oder uns zu pflegen, wenn wir Hilfe benötigen. Jede und jeder – nicht nur die, die es sich leisten können.

Wir können uns ein Beispiel nehmen am barmherzigen Samariter: Er schaut hin und nicht weg. Er sorgt dafür, dass der Bedürftige gut gepflegt wird und ist bereit, alles Notwendige dafür zu bezahlen.

Seit bald 60 Jahren wird immer am 12. Mai der Tag der Pflege begangen. Er geht zurück auf den Geburtstag von Florence Nightingale 1820. Sie hat die moderne Krankenpflege mit begründet. Professionelles Wissen über Pflege, Hygiene und seelische Bedürfnisse der Menschen waren der „Lady mit der Lampe“ besonders wichtig. Diesen Ehrentitel bekam sie in den Lazaretten, wo sie nachts verwundete Soldaten pflegte.

Pastorin Astrid Neubauer,
Seelsorge im Alter im Ev. Kirchenkreis Uelzen