Göttliche Dreierrunde


Wort zum Sonntag, 26.05.2024 (Trinitatis)

von Pastor Hans-Heinrich Heine Ev.-luth. Johannis-und Georgs-Kirchengemeinde Uelzen
Hans-Heinrich Heine (Foto: privat)

Auf der Innenseite eines Spiegeldeckels aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. aus Korinth ist eine nette Tischrunde zu sehen. Die Göttin Aphrodite spielt mit dem Hirtengott Pan Würfel. Und Pan macht ihr mit erhobenem Zeigefinger deutlich, dass er sich von ihr nicht alles gefallen lassen wird. Als engagierter Zuschauer ist schließlich auch noch Eros mit dabei, der hinter Aphrodite auf das Spielgeschehen schaut.

Es sind Bilder wie diese, die den Menschen zur Zeit Jesu unmittelbar in den Sinn gekommen sein dürften, wenn die Christen von ihrem Gott erzählten: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Eine nette, allzu menschliche Dreierrunde, in der einer dem anderen nichts gönnt und jeder den anderen über den Tisch zu ziehen versucht.

Jedoch: Mit der beschriebenen griechischen Spieltischrunde verträgt sich die christliche Trinität nicht. So macht es auch der Wochenspruch zum Trinitatisfest deutlich: „Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.“ (Johannes 5,19)

Für den dreieinigen Gott, wie der Evangelist Johannes ihn beschreibt, gilt: Skat und Würfelspielen mit sich selbst ist ausgeschlossen! Nein, der Gott der Bibel kann mit sich selbst tatsächlich weder Würfel noch Karten spielen, weil er immer eins mit sich ist. Der Sohn handelt wie der Vater. Und wo der Sohn handelt, aber nicht der Vater, handelt der Sohn doch im Auftrag des Vaters. Zwischen Vater und Sohn passt kein Blatt Papier. Und zwischen die beiden und den Heiligen Geist übrigens auch keins.

Die christliche Lehre von der Heiligen Trinität ist schon etwas ganz Besonderes und unterscheidet sich gewaltig von anderen Dreierformationen antiker Mythologie.

In der Kirchenjahreszählung liegt vor uns die lange Trinitatiszeit. Aber auch die wird bei weitem nicht ausreichen, die Geheimnisse der drei göttlichen Personen zu ergründen, die doch gleichzeitig ein Wesen sind von gleicher Macht und gleicher Ehre.

Und weil die ganze Tiefe dieses göttlichen Geheimnisses nicht zu durchdringen ist, möge an dieser Stelle auch nur ein Gedanke reichen: Mit Christus habe ich den ganzen Gott. Wenn ich auf den Sohn Jesus Christus vertraue, dass er für mich gestorben und auferstanden ist und mich erlöst hat, dann gilt das ohne Wenn und Aber. Dann kommt nicht bei nächster Gelegenheit Gottvater um die Ecke und sagt: „Jungchen, Töchterlein, das hast du dir vielleicht nett gedacht, aber so geht’s nicht. Du solltest schon erst einmal deinen Vater fragen!“

Nein, in Christus sehe ich Gott ganz. In Christus hat mich Gott ganz lieb. Ich muss nicht die Daumen drücken, dass der Sohn gegen den Vater beim Würfelspiel gewinnt, damit er mein Leben beurteilen darf und nicht der Vater, der dann womöglich noch einmal ganz andere Maßstäbe anlegen würde.

Es ist tröstlich, dass ich weiß, woran ich bei Gott bin und er mir nicht jeden Tag ein anderes Gesicht zeigt. Sondern mit Christus habe ich den ganzen Gott: Den Gott, der für mich da ist und der mich das ewige Leben gewinnen lässt. Und das ist sicherlich kein Glücksspiel, sondern das ist so sicher wie das Amen am morgigen Sonntag.

Ein gesegnetes Trinitatisfest wünscht Ihnen
Pastor Hans-Heinrich Heine
Ev.-luth. Johannis-und Georgs-Kirchengemeinde Uelzen