Fasten im religiösen Sinn


Wort zum Aschermittwoch, 14.02.2024 (Beginn der Fastenzeit)

von Pater Szymon Bielak, Kaplan, Katholische Kirche „Zum Göttlichen Erlöser“, Uelzen
Pater Szymon Bielak, Kaplan (kath.) (Foto: Marcel Schaare)

Die Fastenzeit dient der Vorbereitung auf die Feier des Todes und der Auferstehung Christi. Die Christen weltweit wollen Buße tun für das, was sie gefehlt haben – aber was ist damit genau gemeint?

Heutzutage ist Fasten eine Modeerscheinung geworden: Heilfasten, um abzunehmen, den Körper zu reinigen oder das Immunsystem zu stärken. Das alles ist natürlich gut. Aber es ist kein religiöses Fasten. Im religiösen Fasten geht es darum, was man aus Liebe zu Gott macht. Der Sinn: Der ganze Mensch soll frei werden, Gott und sich selbst wiederfinden.

Das Evangelium hält einen wertvollen Tipp für uns bereit. Bevor Jesus das Reich Gottes in der Öffentlichkeit verkündete, hat er 40 Tage in der Wüste gebetet und gefastet. Jesus bereitete sich auf seine Mission nicht mit Fitness oder Wellness vor, sondern durchs Gebet und Fasten. Durch Fasten kann man die Muskeln des Glaubens üben. Damit zeigt Jesus sein vollkommenes Vertrauen auf die Hilfe seines himmlischen Vaters.

Wer wie Jesus aus Liebe zu Gott fastet, wird immer aufnahmefähiger für seinen Willen, frei von sich selbst und erfüllt vom Heiligen Geist. Auf diese Weise werden wir unserem Meister, Jesus Christus, nach und nach ähnlicher.

Jeder kann seine eigene Form des Fastens finden. Der hl. Pfarrer von Ars, Johannes Vianney, hat eine tiefgreifende Erfahrung mit dem Fasten gemacht. „Jedes Mal, wenn wir uns einer Sache enthalten, die wir gerne tun würden, praktizieren wir ein Gott wohlgefälliges Fasten, denn Fasten besteht nicht in erster Linie darin, sich des Trinkens und Essens zu enthalten, sondern Verzicht auf das, was gerade nach unserem Geschmack wäre. Derjenige übt ein großes und Gott sehr angenehmes Fasten, der seine Eigenliebe bekämpft, seinen Stolz, seinen Widerwillen, das zu tun, was er ungern tut, der mit Menschen zusammen ist, die seinem Charakter, seiner Handlungsweise entgegensetzt sind, und sie doch geduldig erträgt. - Wie ich diese kleinen Abtötungen liebe, die von niemandem gesehen werden: eine Viertelstunde früher aufzustehen, darauf zu verzichten, etwas anzuschauen, das den Blick anzieht, weil es reizvoll ist, besonders in den Straßen der großen Städte usw.“ – so empfahl uns der große Beter und Faster. Er führte sehr viele Menschen durch sein Beispiel seines Lebens voller Verzicht und Opfer zum Glauben. Das ist das Paradox des Christentums, in Armut reich zu sein und in Verzicht zu empfangen.

Pater Szymon Bielak, Kaplan
Katholische Kirche „Zum Göttlichen Erlöser“ in Uelzen