Gekommen, um zu dienen


Wort zum Sonntag, 17.03.2024 (5. Sonntag in der Passionszeit)

von Pastor Lars Neumann, Gefängnisseelsorger in Uelzen und Celle
Lars Neumann (Foto: privat)

Dienstleistungen sind eigentlich merkwürdig. Es gibt solche, da hat man am Ende weniger als vorher und ist froh darüber. Zum Beispiel beim Friseur. Was habe ich davon? Nichts! Oder sogar: Noch weniger als ich vorher hatte. Denn die Haare sind weg und das Geld für den Friseur auch. Aber gerade deshalb fühle ich mich hoffentlich wohler als vorher. Es geht mir mit weniger besser. - Dem ist nicht nur beim Friseur so. Das ist eine Besonderheit vieler Dienstleistungen. Ich habe weniger und fühle mich besser. Etwa auch dann, wenn es um die Müllabfuhr geht. - Für uns ist es völlig normal, Dienstleister zu nutzen und nicht alles selbst zu machen. Wer eine Geburtstagskarte für einen lieben Menschen schreiben möchte, der weiter weg wohnt, bringt sie nicht eigenhändig hin, sondern nutzt die Post als Dienstleister.

Und obwohl Post oder Friseur oder Müllabfuhr nichts herstellen, sind sie für das Zusammenleben sehr wichtig. - Wir wären wahrscheinlich allesamt froh, wenn es solche Dienstleistungen auch für gesamtgesellschaftliche Aufgaben gäbe. Wenn wir etwa die Unzufriedenheit der Bauern, die Kriege auf der Welt oder die Perspektivlosigkeit von Mitmenschen einfach durch einen Dienstleister überwinden könnten. - So einfach ist das aber selbstverständlich nicht. Denn hier sind wir alle gefragt, das Unsere beizusteuern, um Krisen beizulegen und eine Gesellschaft zu sein, die für alle aufbauend sein kann.

Kann ich da aber noch was machen, wenn es doch mindestens die Gesamtbevölkerung Deutschlands betrifft oder gar ein internationales Problem ist? Da wird mein Beitrag zur Lösung nur so minimal sein können, dass er gegen Null geht. Aber er darf nicht Null sein. So klein, wie er ist, so wichtig ist er. Viele Wenig ergeben eben auch ein Viel. Viele Nullen dagegen bleiben Null.

Das ist nichts Neues. Das hat schon Jesus für sich so gesehen: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben als Lösegeld für viele gebe.“ (Matthäus 20,28)

Das kann mein Ansporn sein, zu Lösungen beizutragen, auch wenn sie sich später als falsch herausstellen sollten. Denn bei allen Irrungen und Wirrungen auf dem Wege steht in der Endabrechnung meines Lebens das Kreuz und damit ein Plus als große Dienstleistung Gottes.

Pastor Lars Neumann,
Gefängnisseelsorger in Uelzen und Celle