Der Hoffnungsträger auf einem Esel


Wort zum Sonntag, 24.03.2024 (6. So. in der Passionszeit, „Palmsonntag“)

von Pastorin Stefanie Arnheim, Ev.-luth. Kirchengemeinde Suhlendorf
Pastorin Stefanie Arnheim (Foto: privat)

Kinder haben sie aus Buchsbaum gebastelt und mit bunten Bändern dekoriert: „Palmwedel“ für den „Palmsonntag“. In der Woche vor Ostern gibt es viele Symbole und Bräuche, die den Kreuzweg und die Auferstehung Jesu anschaulich machen. Die geschmückten immergrünen Zweige sind Zeichen des Lebens und der Freude. Die biblische Geschichte im Hintergrund erzählt, wie sich die Menschen freuten, als Jesus zu ihnen in die Stadt kam. Ein Hoffnungsträger.

Er nimmt die Rolle an und bricht zugleich das Bild. Wer Machtdemonstration erwartet, mag sich wundern. Ein Wunder für unsere Zeit, in der so viel Macht ausgeübt, gezeigt und missbraucht wird. Auch zur Zeit Jesu waren die Insignien der Macht bekannt. - Jesus setzt ein anderes Zeichen. Sein Hoffnungszeichen ist grau und gewohnt Schweres geduldig zu tragen. Es gilt als zähes Lasttier, das auch steinige Wege und Berge sicher bewältigt. Seine Ohren sind ebenso markant wie seine Stimme. Die wirkt eher lächerlich. Und als lächerlich mögen die Mächtigen damals auch erlebt haben, dass Jesus auf einem Esel in die Stadt geritten ist. - Den Menschen auf der Straße hat es gefallen, erzählt die Bibel. Und sicher auch den Kindern. Echte Palmzweige haben sie Jesus zur Begrüßung zu Füßen gelegt wie einem der Herrscher, die sie gewohnt waren.

Am Palmsonntag feiern Christinnen und Christen die Gegenwart Jesu. Weil sie glauben, dass seine Botschaft bis heute etwas zu sagen hat. Sie spricht denen aus dem Herzen, die kaum noch Nachrichten sehen mögen, die die Schreckensmeldungen nicht mehr aushalten. Sie redet denen gut zu, die im Alltagsgrau nur schwer Lichtblicke finden. Sie erträgt die Geißeln der Zeit. Sie geht mit Menschen durch die Hölle. Und hält dem die Liebe Gottes entgegen, unscheinbar, geduldig, scheinbar lächerlich.

Ganz frühe Kreuzesdarstellungen zeigen Jesus sogar mit einem Eselskopf am Kreuz. Eine Verspottung der Liebe Gottes, über die die Welt den Stab gebrochen hat. Der evangelische Theologe Kurt Ihlenfeld dichtete 1967 (Evangelisches Gesangbuch, Nr. 94):

„So hat es Gott gefallen, so gibt er sich uns allen. Das Ja erscheint im Nein,
der Sieg im Unterliegen, der Segen im Versiegen, die Liebe will verborgen sein.

Wir sind nicht mehr die Knechte der alten Todesmächte und ihrer Tyrannei.
Der Sohn, der es erduldet, hat uns am Kreuz entschuldet, auch wir sind Kinder und sind frei.“

Pastorin Stefanie Arnheim,
Ev.-luth. Kirchengemeinde Suhlendorf und
Schulpastorin am Herzog-Ernst-Gymnasium Uelzen