Die Teufelei des Krieges


Wort zum Sonntag, 18.02.2024 (1. So. in der Passionszeit)

von Pastor Martin Hinrichs, Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Lüneburg-Uelzen

Menschen in heutigen Zeiten verdrängen es gerne: die Rede vom Teufel. Wer glaubt noch an den Teufel? Der rote Geselle mit Bocksbein und Hörnern kommt allenfalls noch in Witzen und in Cartoons vor.

Der Wochenspruch aus dem 1. Johannesbrief erinnert an die Grundsituation, unter der Jesus einmal angetreten ist: „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“ Dieses Ziel wird gerne verschämt übergangen.

Manchmal muss man es deutlich beim Namen nennen. Krieg gehört zu den schrecklichsten Werken des Teufels in diesen Tagen. Krieg ist die Entfesselung der dunkelsten und grausamsten Kräfte, die in der menschliche Psyche stecken. Er widerspricht allem, was Jesus und die Zeugen der Glaubensgeschichte von Gott vermitteln. Der 1. Johannesbrief beschreibt Gottes Wesen dagegen als Licht und als Liebe.

Der Teufel gilt als Vater der Lüge, als Meister der Verstellung und Täuschung. Er ist der Herr der bösen Geister, die das Leben vergiften und zerstören. Die wirksamste Form, Menschen zu täuschen, besteht in der Gewöhnung. Entsetzliche Nachrichten und Bilder kommen seit langer Zeit aus der Ukraine, aus Israel und Gaza, aus Syrien usw. Sie gehören längst zum Alltag. Gewöhnt haben sich die Gesellschaften an die Logik des Militärischen. Immer neue Eskalationen überraschen kaum noch. Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit, schrieb Elie Wiesel.

Der Traditionsstrang in den Kirchen, der eine pazifistische Haltung aus dem Auftreten Jesu abgeleitet hat, ist seit dem 21. Februar 2022 zutiefst verunsichert. Es wäre ein einfacher Ausweg, zu verstummen und sich der Verunsicherung nicht mehr zu stellen. Aber der Sohn Gottes ist gekommen, die Werke des Teufels zu zerstören. Karl Barth war gewiss kein Pazifist. Er schrieb im 3. Band seiner Dogmatik: „Es braucht keinen Glauben, Verstand und Mut dazu, mit den Wölfen zu heulen: dass der Krieg leider eben zur Ordnung der Welt gehöre wie der Friede. Es braucht aber christlichen Glauben, Verstand und Mut dazu, den Völkern und Regierungen zuzurufen, dass der Friede der Ernstfall ist: der Fall nämlich, in welchem alle Zeit, alle Kraft, alles Vermögen dazu einzusetzen sind, dass die Menschen leben, und zwar recht leben können, um dann zur Flucht in den Krieg keinen Anlass zu haben.“

Pastor Martin Hinrichs,
Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Lüneburg-Uelzen