7 Wochen ohne


Wort zum Sonntag, 25.02.2024 (2. So. in der Passionszeit)

von Pastorin Susanne Schulz, Ev.-luth. Kirchengemeinde Nettelkamp
Susanne Schulz (Foto: privat)

„Fastest du?“ –„Ich? Nein, das halt ich gar nicht durch!“ - An diesem zweiten Sonntag in der Passionszeit sind die einen noch hochmotiviert, auf etwas zu verzichten, andere haben es schon aufgegeben oder gar nicht erst angefangen: Süßes für die Linie, Alkohol für Körper und Geist, Digital Detox und Klimafasten – dies sind nur ein paar der Ideen, was Menschen aus guten Gründen fasten können.

„Fastest du?“ – „7 Wochen ohne?! Nein, das schaff ich nicht …“

Wir stecken uns Ziele, die wir manchmal erreichen und manchmal nicht. Hochmotiviert nehmen wir uns zu viel vor, was wir am Ende nicht halten können. Wir scheitern – und dann?

Gott steht unserem Scheitern gegenüber mit seiner Gnade, Güte und Barmherzigkeit. Im vierten Bußpsalm (Psalm 51,12) wird Gott angerufen als der, der dem Betenden helfen kann:

Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz
und gib mir einen neuen, beständigen Geist.

Zu Beginn dieser Fastenzeit ist mir diese Bitte begegnet und nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Sie begleitet mich als täglicher Gebetsruf.

Darin geht es um die eigene Beziehung zu Gott und in ihrer Wirkung für das eigene Handeln in der Welt auch um die Beziehung zu anderen Menschen. Alle Lebensbereiche sollen Gottes Wort und seiner Liebe entsprechen. Das ganze Herz soll eins mit ihm und seiner Liebe sein.

Die biblische Rede vom Herzen versteht das Herz als Sitz des Lebens. Es ist das Zentrum unseres Lebens, wo alles seine Mitte und sein Maß findet: Die Quelle, aus der alles Handeln fließt, der Sitz des Verstandes und der Verantwortung sowie der Gedanken und Gefühle. Es ist die Bezeichnung für das Innere des Menschen. Dieses Innere soll verbunden sein mit Gott.

Als Christen ist das unsere lebenslange Aufgabe, doch der Mensch allein vermag das nicht. Gott allein kann uns ein neues Herz und einen neuen Geist geben. Er hat uns seine Barmherzigkeit zugesagt und seine Liebe ist jeden Morgen neu. Er breitet seine Arme weit aus, um uns aufzunehmen, so wie wir sind.

Wenn er mich fragt: „Fastest du?“ Dann antworte ich: Ich faste den Verzicht. Ich will nicht weniger, ich möchte mehr - mehr Aufmerksamkeit meinen Mitmenschen gegenüber, mehr Zugewandtheit alle jenen, die ich zuletzt vernachlässigt habe, mehr kleine Schritte für den Frieden. Ja, ich faste und bitte dich: „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist.“

Pastorin Susanne Schulz,
Ev.-luth. Kirchengemeinde Nettelkamp