„Und wenn die Welt voll Teufel wär ...“


Wort zum Reformationstag, 31.10.2025

von Pastor Christoph Scharff-Lipinsky, Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Petri Uelzen
Pastor Christoph Scharff-Lipinsky, Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Petri Uelzen (Foto: privat)

Martin Luther textet in seinem berühmten Reformationslied „Ein feste Burg“ die Zeile: „Und wenn die Welt voll Teufel wär’ und wollt uns gar verschlingen“.

Heute scheint die Welt auch „voller Teufel“ zu sein. Wir spüren immer deutlicher die Angst in unserem Herzen. Die politische Lage ist unruhig und bedrohlich, die Wirtschaft schwächelt, das Klima verändert sich spürbar. Dem Sog der Nachrichten kann sich niemand entziehen. 

Für viele ist der Weg, mit diesen Bedrückungen umzugehen, der Rückzug in die eigenen vier Wände: „Trautes Heim, Glück allein!“ Ich kann diesen Rückzug gut verstehen, fühlen wir uns gegenüber der großen Politik doch ohnmächtig: „Was kann ich schon machen?“ – Aufstehen, die Tür öffnen, den Mund öffnen und damit beginnen, meine Welt zu reformieren. Vielleicht nur in kleinen Stücken, nicht weit von meiner Haustür entfernt, aber das ist immer noch besser, als die Tür wider besseren Wissens geschlossen zu halten. – Wie soll sich unsere Welt zum Besseren ändern, reformieren, wenn nicht durch uns. Von allein geschieht das sicher nicht.

Deshalb wird auch die Kirche Jesu Christi immer eine politische Kirche sein, die ihren Mund da öffnet, wo gegen Barmherzigkeit und Liebe gesprochen und gehandelt wird. Kirche wird immer den Auftrag haben, sich gegen Armut, Unterdrückung und Unrecht zu wenden.

Ich habe in diesem Jahr von einem Gottesdienstbesucher nach einer Predigt die Rüge erhalten, ich hätte zu politisch gepredigt. Im ersten Moment war ich verunsichert, doch jetzt glaube ich, dass ich dies für mich als Kompliment werte. Das Evangelium ist nie unpolitisch.

Auf dem Weg durch die Zeit werden wir als Kirche auch immer wieder Fehler begehen. Aber unser größter Fehler wäre es, den Mund zu halten. Das Böse wird durch das gute Wort ausgetrieben. Luther schreibt: „…ein Wörtlein kann ihn (den Teufel) fällen“. Dieses Wort spricht von Barmherzigkeit, Sanftmut, Gerechtigkeit, Frieden und Liebe.

Einen gesegneten Reformationstag wünscht
Christoph Scharff-Lipinsky,
Pastor in St. Petri, Uelzen