Da nich für ...


Wort zum Sonntag, 05.10.2025 (16. So. n. Trinitatis, Erntedankfest)

von Pastorin Anne Stucke, Ev.-luth. Kirchengemeinde Ebstorf
Pastorin Anne Stucke (Foto: privat)

„Danke“ – ein schönes Wort, das gut tut, zu hören und zu sagen. Wenn ich „danke“ sage, dann hat jemand etwas für mich getan, mir geholfen, mich unterstützt, mich überrascht oder mir eine Freude gemacht. Wie auch umgekehrt: Wenn ich jemandem geholfen, einen Menschen unterstützt, überrascht oder erfreut habe und dann das Wort „danke“ höre.

In Norddeutschland gibt es auf ein „danke“ häufig die Antwort: „Da nich für“. Soll heißen: Es hat mir Freude gemacht, das für dich zu tun; ich habe es gern getan; es hat mich keine Überwindung gekostet; es war auch kein Opfer.

„Da nich für“ – wie schön ist es, das auf ein „danke“ zu hören. Für einen Augenblick ist man sich nahe, lächelt sich an, freut sich.

Das Erntedankfest ist ein Fest, um „danke“ zu sagen. Danke, dass ich lebe, dass ich arbeiten kann und ausruhen. Danke für Nahrung und Wohnung. Für Familie und Freunde. Für medizinische Versorgung. Danke, dass ich eine Aufgabe habe, dass Menschen mit mir und um mich sind und meine Wege begleiten. Auch und gerade in Krisenzeiten.

„Dankbarkeit ist die Wachsamkeit der Seele gegen die Kräfte der Zerstörung“, hat jemand gesagt. Ein wunderbarer Satz. „Danke“ zu sagen und sich zu erinnern, wie viele Gründe es jeden Tag dazu gibt, ist eine starke Kraft. Gegen alles, was sich schwer auf’s Gemüt legen will. Deshalb möchte ich „danke“ sagen. Danke, Gott.

Der katholische Theologe und Schriftsteller Lothar Zenetti hat dieses schöne Gedicht geschrieben:
Einmal wird uns gewiss die Rechnung präsentiert
für den Sonnenschein und das Rauschen der Blätter,
die sanften Maiglöckchen und die dunklen Tannen,
für den Schnee und den Wind, den Vogelflug und das Gras und die Schmetterlinge,
für die Luft, die wir geatmet haben, den Blick auf die Sterne
und für alle die Tage, die Abende und die Nächte,
für die Freunde und die Weggefährten, für Essen und Trinken,
für das Tägliche und das Außergewöhnliche.
Einmal wird es Zeit, dass wir aufbrechen und bezahlen.
Bitte die Rechnung.
Doch wir haben sie ohne den Wirt gemacht.
Ich habe euch eingeladen, sagt der und lacht, soweit die Erde reicht:
Es war mir ein  Vergnügen!

Ich wünsche Ihnen viele Tage, an denen Sie von Herzen „danke“ sagen, auch nach dem Erntedankfest.
Und Gott antwortet „Da nich für ...“ 

Pastorin Anne Stucke,
Ev.-luth. Kirchengemeinde Ebstorf