Rund und prall, in leuchtenden Farben begegnen sie uns überall: Kürbisse in vielfältigen Formen und Farben. Auf den Wochenmärkten liegen sie, verlockend zum Einkauf in Hofeinfahrten, zur Dekoration vor Haustüren. Fasziniert schaue ich immer wieder hin. So viele unterschiedliche Farben und Formen, dicht an dicht – welche Fülle. Langsam sind sie herangereift, an langen Ranken, geschützt von großen Blättern, versorgt von starken Wurzeln. Diese geben Nahrung und Kraft. - Wie ein Bild des Lebens erscheinen sie mir, diese Pflanzen mit reicher Frucht. Gut versorgt, langsam gewachsen und gereift, im Wechsel von Sonne, Wind und Regen.
Wenn nun geerntet ist, die bunten Blätter von den Bäumen fallen, begleiten uns die bunten Bilder mit einem heimatlichen Gefühl. Ungemütlich und nasskalt kommen die Tage daher, da suchen wir Geborgenheit, Orte, wo uns das Herz warm wird.
So fühlt es sich für mich an, wann immer ich irgendwo in eine Kirche komme. Mit Einkaufstüten links und rechts in der Hand drücke ich die Kirchentür am Rande der Fußgängerzone auf. Die Arme sind lahm, die Füße platt. Nur kurz Ruhe finden. Menschen, die vor mir hier waren, haben Kerzen angezündet und gebetet. Ich rutsche in eine Bankreihe, stelle leise die Tüten ab, schaue auf die Lichter. Durch meinen Kopf flirren noch Alltagsgedanken. Ich finde im Moment keine Worte für ein Gebet. Doch das Schöne ist: Mein Vater im Himmel erwartet keine großen Worte von mir. Schweigend sitze ich in der Kirchenbank und weiß, Gott sitzt neben mir und schweigt mit mir. Mir wird warm ums Herz.
Ob in der kleinen Dorfkirche am Wege oder in der großen Kirche im Rummel der Stadt. Mag ich auch allein in einer fremden Kirche sitzen, das Gefühl, da wartet einer auf mich, das stellt sich immer ein. Und diese Vorstellung ist groß und großartig zugleich: Gott ist einfach da und wartet auf mich – wie einst Vater und Mutter. Wie hatte Jesus den Jüngern geraten, die nicht wussten, wie sie beten sollten: „Sagt Vater!“ - Vater unser im Himmel – in dieser Anrede Gottes liegt für mich die größte Kraft unseres christlichen Glaubens: Bei Gott bin ich zuhause.
Nach einer Weile beginnt ein Lied in mir zu klingen: „Weise uns den Weg, Gott geh mit! Beflügle du uns, Gott, Schritt für Schritt. Wo wir suchen, forschen, fragen, wo wir Misserfolg ertragen. Weise uns den Weg, Gott, geh mit, Gott, geh mit. Ermutige uns, Gott, Schritt für Schritt. Lass in deinem Licht uns gehen, lass uns deine Spuren sehen: Weise uns den Weg, Gott geh mit!“
Meine Gedanken werden weit, viele wunderbare Momente, gute Gespräche, ermutigende Begegnungen habe ich wieder vor Augen – bunt und schön wie die leuchtenden Bilder des Herbstes. Entspannt und dankbar trete ich beflügelt wieder in den milden Herbsttag.
Einen ermutigenden Sonntag wünsche ich Ihnen!
Pastor Hermann-Georg Meyer,
Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Bevensen-Medingen