Dazugehören


Wort zum Sonntag, 03.08.2025 (7. So. n. Trinitatis)

von Pastorin Friederike Holtz, Ev.-luth. Kirchengemeinde Wriedel
Friederike Holtz (Foto: Holger Holtz)

Wenn wir an menschliche Grundbedürfnisse denken, dann kommen uns zuerst Dinge wie Essen und Trinken oder ein Dach über dem Kopf in den Sinn. Natürlich ist das wichtig und Hunger oder Obdachlosigkeit sind große Nöte. Es braucht aber noch anderes, wenn wir menschlich leben wollen.

Ohne Zuwendung und Liebe beispielsweise können nicht nur Kinder kaum überleben. Auch das ist uns bewusst. Doch sehr schwierig wird es auch, wenn jemand ständig das Gefühl hat, nirgendwo dazu zu gehören. Oder jedenfalls nicht richtig. Scheinbar ist das so wichtig nicht, wenn alles andere stimmt. Doch es sind die kleinen Stiche ins Herz, die ebenso schmerzen und Narben hinterlassen.

„Ich wohne jetzt schon dreißig Jahre hier, aber so richtig gehöre ich nicht dazu.“ Das verletzt die ins Dorf eingeheiratete Frau genauso wie den aus einem anderen Land gekommenen Nachbarn. Dabei meinen es die Ausgrenzenden unter Umständen gar nicht böse. So funktioniert eben unsere Weltsicht: Birne – Erdbeere – Käse – Banane. Was gehört nicht dazu? Das ist eine einfache Rätselfrage. Doch wenn wir über das Dazu-Gehören von Menschen nachdenken, dann wird es viel schwieriger.

Wer darf das eigentlich entscheiden? Und woran mache ich es fest, ob eine dazu gehört oder nicht? Was hat wer davon, andere auszugrenzen? Das sind interessante und wichtige Fragen - und komplizierte dazu. Doch den Ausschlag gibt oft die gefühlsmäßige Ebene - gewohnt fühlt sich gut an, fremd fühlt sich ungut an. So entstehen aus Unterscheidungen dann Trennungen, die von der einen Seite wie Klarheit und Sicherheit aussehen.

Die Banane gehört nicht dazu, denn sie ist kein regionales Lebensmittel. Also durchstreichen! Auf der anderen Seite der gesellschaftlichen Trennwand fühlt es sich aber als Ablehnung und Herabsetzung an.

Lebensmittel haben keine Gefühle, Menschen sehr wohl. Dabei urteilen wir oft ganz unbewusst nach persönlichen Vorurteilen. Denn was hätten Sie auf die Rätselfrage geantwortet? - Der Käse ist kein Obst und die Erdbeere ist nicht gelb. Schon bei dieser kleinen Frage ist es nicht so eindeutig, was dazu gehört und was nicht.

Es tut uns Menschen gut, zu spüren und zu hören: „Klar gehörst du dazu!“ Zugehörigkeit ist kein Besitz und keine Definition, sondern ein Weg, der offene Augen und Herzen braucht. Dann erleben wir vielleicht auch so einen Aha-Moment wie zu Beginn des christlichen Glaubens:

„Nun seid ihr keine geduldeten Gäste und Fremde mehr, sondern wohnt gleichberechtigt mit allen in Gottes Welt, ja seid sogar Teil seiner Familie.“ (Epheser 2,19)

Pastorin Friederike Holtz
Ev-luth. Kirchengemeinde Wriedel

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