Welchen Tieren würden Sie eine Seele zusprechen? - Sicherlich Haustieren. Sie sind wichtige Lebensbegleiter vieler Menschen. Besonders bei Einsamkeit oder in schwierigen Lebenssituationen sind sie oft unersetzlich. Und immer wieder höre ich den Satz: „Unser Haustier (Hund, Katze, usw.) gehört zur Familie!“. - Haustiere haben sicherlich eine Seele, oder?
Vielleicht auch die Raubtiere und die Wildtiere, deren Stärke und Unverfügbarkeit uns fasziniert - und manchmal auch ängstigt. Diese Tiere lassen uns über die Schöpfung staunen. Gleichzeitig schränkt der Mensch ihre Lebensräume immer weiter ein. - Raubtiere und Wildtiere eine Seele?
Und was ist mit den Nutztieren, die wir zur Erzeugung tierischer Produkte brauchen und zu Fleisch verarbeiten? - 10,5 Millionen Rinder, 21,3 Millionen Schweine und 1,5 Millionen Schafe werden aktuell in Deutschland gehalten. Der Bestand von Geflügel in Deutschland lag im Jahr 2023 bei 167 Millionen Tieren. - Haben diese Tiere eine Seele?
Diese Frage, die sich viele Menschen stellen, ist so alt wie die Menschheit selbst. Kallistos Ware, ein orthodoxer Theologe aus Großbritannien, kommt beim Nachdenken darüber zu folgendem Ergebnis: „Für mich ist es unbefriedigend zu sagen, dass Tiere keine Seele haben, und wir sollten es vermeiden, eine solche Behauptung aufzustellen. (...) Es geht doch darum, dass Tiere Lebewesen sind und alles Leben von Gott kommt, deshalb sollten wir ihnen mit Respekt und Ehrfurcht begegnen. Sie haben ihre eigene Würde, und die sollten wir respektieren.“
An diesem Wochenende wird an unterschiedlichen Orten der „Ökumenische Tag der Schöpfung“ begangen. Sein Motto lautet in diesem Jahr: „Gott, du hilfst Menschen und Tieren“. Eine Formulierung, die auf Psalm 36 zurückgeht. Aus diesem Psalm geht eine große Nähe und eine große Gemeinsamkeit von Menschen und Tier hervor, da sie gemeinsam vor ihrem Schöpfergott stehen.
Für die Menschen entsteht daraus eine große Verantwortung beim Umgang mit Tieren. Es gilt, achtsam mit den Mitgeschöpfen umzugehen, sei es bei Tiertransporten, Tierversuchen und der Haltung von Tieren. Aber auch der eigene Einkauf und die eigene Ernährung sind entscheidend.
Schon in der Schöpfungsgeschichte am Anfang der Bibel bekommt der Mensch von Gott die Anweisung, die Schöpfung zu bewahren. Ein großer Auftrag – auch im Blick auf die Tiere.
Pastor Matthias Kuna-Hallwaß,
Ev.-luth. Kirchengemeinden Barum-Natendorf und Ebstorf